Wer singt, betet doppelt
Ein Rückblick auf einen Adventsgottesdienst mit viel Musik
Am ersten Adventssonntag brannte im Saal der FeG Bad Schönborn – eine wunderschön gestaltete Osterkerze! Ein Versehen? Nein, eine Erinnerung daran, dass eine solche Kerze in allen Bad Schönborner Gemeinden ein Symbol für den Tod Jesu und seine Auferstehung ist und dass wir durch dieses Symbol und durch das, wofür es steht, mit allen anderen Gemeinden im Ort und weltweit verbunden sind, auch im Advent.
Dass die Stühle anders gestellt waren als sonst, deutete schon vor Beginn des Gottesdienstes darauf hin, es würde etwas anders zugehen als sonst. Im Halbkreis zu sitzen heißt, den anderen Gottesdienstteilnehmern ins Gesicht schauen zu können und nicht nur den Rücken zu sehen. So konnten wir miteinander feiern und zusammen singen, wie ein großer Chor.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand also auch die Musik – viele schöne Adventslieder und eine ganz besondere Liebesgeschichte. Aber dazu später mehr. Adventslieder sind etwas Besonderes. Sie berühren Menschen, die sonst vielleicht gar nichts mit Glauben zu tun haben, vielleicht weil sie sie an ihre Kinderzeit erinnern, vielleicht aber auch vor allem, weil sie auf ein großes, wunderbares Geheimnis hinweisen, auf etwas Kommendes, Großes, etwas, auf das wir uns freuen dürfen, alle. Und darin heben sie sich ab vom „Last Christmas“ und „All I want for Christmas is you!“. Adventslieder sagen uns etwas, sind Aufforderungen. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ Das sagt, steh auf, bereite dich vor, jemand kommt. Verschließ dich nicht. Andere Adventslieder malen uns aber auch vor Augen, dass schon im alten Testament diese Ankunft beschrieben und vorhergesagt wurde „Oh komm, Emmanuel!“. Ein neueres Adventslied tröstet und verspricht, dass der Kummer und das Dunkel in der Welt einmal ein Ende haben werden. „Es wird nicht immer dunkel sein!“ Andere Adventslieder laden uns ein, an der riesigen Freude teilzuhaben: „Joy to the world“ oder „Tochter Zion, freue dich!“
Es war so schön, diese neuen und alten Lieder zusammen zu singen, sich mit hinein nehmen zu lassen in diese besondere Zeit der Erwartung, der Freude und des Trostes. Es hat Lust darauf gemacht, in diesem Advent die alten Lieder öfter zu hören und vielleicht leise mitzusingen. Oder auch laut. Wenn keiner zuhört. Und die Liebesgeschichte? Ja, die Liebesgeschichte…
Er heißt Zacharias, er ist ein Priester im Tempel in Jerusalem. Jemand, der reden kann, gut reden. Das findet auch seine Frau Elisabeth, der es vielleicht manchmal ein bisschen zu viel ist mit dem Reden. Die Beiden sind verheiratet, lange, sehr lange. Und sie lieben sich. Das ist ein großes Glück, oder es könnte es sein, wenn da nicht diese eine Sache wäre, die ein ganzes langes Eheleben lang ein großer Kummer war. Keine Kinder. Die Erwartung und die Enttäuschung immer wieder. Das Gerede der Leute, die Trauer, die unerfüllte Bitte. Keine Kinder. Und irgendwann war es zu spät. Sie waren alt geworden. Bis zu diesem besonderen Tag, als Zacharias Dienst im Tempel hat. Auf einmal steht dort ein Engel. Dieser Engel sagt Zacharias, dass er und seine Frau
Elisabeth Eltern werden. Dass es ein ganz besonderes Kind ist, dass da auf die Welt kommen wird und dass es auf jemanden hinweisen wird, der noch viel größer sein wird. Nach einer ersten Schrecksekunde (Engel sind immer ein bisschen ehrfurchtgebietend) amüsiert er sich ein bisschen, der Zacharias. Du musst dich täuschen, Gabriel, schau mich doch an. Ich bin alt. Und meine Frau Elisabeth ist es auch. Das wird so nicht klappen. Aber der Engel weiß, wovon er redet. Er bestätigt noch einmal, was er gesagt hat. Und dann passiert etwas ganz Unerwartetes und für einen Priester wahrscheinlich erst richtig Beängstigendes. Was? Wenn Sie das wissen wollen, lesen Sie diese spannende Geschichte doch einmal in der Bibel nach. Sie finden sie in Lukas 1, Verse 5-25. Keine Bibel zur Hand? Kein Problem, diese Geschichte finden Sie auch online. Viel Freude beim Entdecken! Oder Sie kommen einfach in den nächsten Adventsgottesdienst in eine unserer Gemeinden am Ort. Dann können Sie auch gleich mit anderen darüber reden und vielleicht staunen.
Dass dieser wunderbare Gottesdienst vorbei ist, ist schade. Aber es kommen noch drei weitere Adventsgottesdienste. Vielleicht sieht man sich?
(BB)