Eine Herausforderung und eine Ermutigung

Gedanken zur Jahreslosung 2025

Die Jahreslosung für 2025 ist der 21. Vers aus dem biblischen 1. Thessalonicherbrief in dessen fünftem Kapitel "Prüft alles und behaltet das Gute!""

Die diesjährige Jahreslosung begegnete mir erstmals bereits im Oktober 2024 in der Vorbereitung eines Gottesdienstes zum 25jährigen Jubiläum unserer FeG Bad Schönborn. Was für ein genialer Vers für diesen Anlass! Nach 25 Jahren steht ein Generationswechsel an, der sich zwar langsam vollzieht, trotzdem aber spürbar ist. Was wollen wir behalten? Was war so gut, sinnvoll und schön, dass wir es in die kommenden Jahre mitnehmen wollen? Aber auch: Was passt nicht mehr? Was wollen wir loslassen, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist?

Fakt für uns ist: Gott ist derselbe. Heute genau wie vor 25 Jahren und vor 2000, 4000 Jahren, von Anbeginn der Welt. Gott ist gut. Das glauben wir und daran halten wir uns fest, auch in Zeiten, in denen Umbrüche und Veränderungen das Leben manchmal unsicher und schwierig machen. Der Losungsvers wurde in einer Zeit geschrieben, in der es keine Nachrichten, kein Google, keine sozialen Netzwerke und wenige Möglichkeiten gab, an Informationen zu kommen. Wie schwierig und unsicher muss das Leben damals gewesen sein! Und wie schwer war es wohl manchmal, Entscheidungen zu treffen. In diese Unsicherheit hinein spricht der Vers: Prüft alles, und das, was gut ist, behaltet!“ Es ist eine Hilfestellung in einer anderen Zeit. Wir haben es heute so viel leichter. Trotzdem hat dieser Vers für uns immer noch und immer wieder eine besondere tröstliche, aber auch herausfordernde Bedeutung. Gott ist gut. An Gott können wir messen, was gut ist. Das liegt nicht ausschließlich in unserem eigenen Ermessen, auch wenn Gott uns einen freien Willen gegeben hat. Wenn wir also prüfen wollen, was gut ist, können wir uns am Wort Gottes orientieren. Gott schenkt uns diese Orientierungshilfe als einen Schatz, den wir nutzen können. Gott selbst erlaubt uns, ja, fordert uns auf, zu prüfen. Er nimmt uns das nicht ab. Und das macht die Sache einerseits spannend, aber auch schwierig. Gott traut uns zu, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass wir vielleicht manchmal unterschiedlicher Ansicht darüber sind, was die richtige Entscheidung ist. Ob etwas richtig oder falsch, behaltenswert oder ablegenswert ist, werden wir bei manchen Entscheidungen vielleicht erst im Himmel wissen. Bis dahin muss ich aushalten, dass jemand, der vielleicht genauso ernsthaft nach Gottes Willen fragt, in einer Situation zu einer anderen Entscheidung kommt. Das kann manchmal eine ziemliche Zumutung sein.

„Prüft alles und das Gute behaltet!“ Das spricht hinein in mein tägliches Leben. „Prüft alles!“ gilt im Wahljahr 2025 genauso wie vor 2000 Jahren. Wo ist meine Verantwortung als Christ in der Gesellschaft?

„Prüft alles und das Gute behaltet!“ gilt für mich aber auch im Umgang mit meinen Ressourcen, meinem Geld, meiner Aufmerksamkeit, meiner Zeit. Wofür soll ich das einsetzen? Was ist es wert, behalten zu werden?

Er ist und bleibt vor allem eine Herausforderung, dieser Vers. Und doch: Gott traut mir zu, dass ich das kann, zu prüfen und zu entscheiden. Gott hat mich begabt mit meinem Willen, meiner Fähigkeit, genau hinzusehen, meinem Wunsch, mich von Gott gebrauchen zu lassen, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Und wenn Gott sagt, dass ich das kann, dann kann ich Entscheidungen mutig angehen und dann aber auch treffen, im Vertrauen darauf, dass er hinter mir steht und mich leitet.

  (B.B.)