Denn sie wissen, was wir tun
TZE-Theater in der FeG Bad Schönborn zu Gast
Wie wäre es, wenn eine nicht-menschliche Intelligenz Kontrolle über unser Denken und Handeln hätte? Wie wäre es, wenn die Erinnerungen der Menschen manipuliert und gegebenenfalls ausgelöscht werden könnten? Wären dann alle Konflikte befriedet und alle Kriege unmöglich? Wäre das Leben der Menschen harmonisch und angenehm?
Diese Fragen stellt das Theaterstück „Perfekte neue Welt“, das die Theatergruppe TZE in der FeG zur Aufführung brachte. Beklommen hören und sehen die Zuschauer im gut besuchten Saal, wie es sich lebt mit einem Chip im Kopf, der Gedanken kontrolliert und etwaige Abweichungen direkt einem Zentralcomputer meldet. Will man so leben? Nein! Niemand will das – und doch führt uns das Stück vor, wie Menschen sich anpassen und fügen und sich damit arrangieren, dass ihr Schicksal sich nicht ereignet, sondern in den Händen einer nicht-menschlichen Macht liegt.




Und dann – fast hat man es als Zuschauer schon gehofft – zeigen sich ganz feine, kleine Risse in der glatten Oberfläche und nach und nach entspinnt sich ein Geschehen, an dessen Ende sich Freiheit, Verantwortung und ein füreinander Einstehen als gute menschliche Möglichkeiten zeigen – mit all den Risiken, die mit menschlicher Freiheit und fehlender Verantwortung auch einhergehen. Dietrich Bonhoeffer schrieb 1943: „Die große Maskerade des Bösen hat alle ethischen Begriffe durcheinandergewirbelt. Dass das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich Notwendigen, des sozial Gerechten erscheint, ist für den aus unserer tradierten ethischen Begriffswelt Kommenden schlechthin verwirrend; für den Christen, der aus der Bibel lebt, ist es gerade die Bestätigung der abgründigen Bosheit des Bösen.“ Es klingt wie ein Begleittext zu dem Theaterstück. Und es passt erschreckend deutlich auch in unsere Zeit.
Am Ende des inspirierenden Theaterabends sind die Zuschauerinnen und Zuschauer begeistert von dem Stück und den Schauspielern und danken mit lang anhaltendem Applaus. Der Autor des Stückes bedankt sich und sagt: „Ich habe das Stück vor nun schon 10 Jahren geschrieben. Und ich bin selbst erschrocken, dass es leider immer aktueller wird!“ Und noch ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer: „„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus den Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“
Viele standen und saßen nach dem Theaterabend noch lange im Foyer der FeG, um sich über das Erlebte auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Vielen Dank an das TZE-Team und an die Veranstalter für einen schönen und inspirierenden Abend, für eine gute Atmosphäre und für eine köstliche Bewirtung. Und vielen Dank an alle, die sich haben einladen lassen zu diesem gelungenen Abend – es hat sich wirklich gelohnt!
(MV)