Es beginnt mit einem Traum
Wie hat es damals in der FeG vor 25 Jahren angefangen? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn wie jeder gesunde Baum viele Wurzeln hat, so hat die FeG in Bad Schönborn viele unterschiedliche Wurzeln, die schließlich dazu geführt haben, dass die junge Gemeinde der FeG am 14. November 1999 ihren ersten Gottesdienst in der Ohrenberghalle Bad Schönborn gefeiert hat.
Eine der Wurzeln liegt in der FeG in Heidelberg. Dort feierten jeden Sonntag über 500 Menschen gemeinsam Gottesdienst und sowohl Jürgen Quentel als auch Matthias Vering aus Bad Schönborn waren zusammen mit dem Pastor Fritz Weidemann in der Gemeindeleitung aktiv. Wäre es nicht schön, eine Tochtergemeinde im Süden von Heidelberg zu gründen? Vielleicht Wiesloch? Oder Walldorf? Vielleicht sogar Bad Schönborn? Über viele Jahre wurde dieser Gedanke hin und her bewegt. In der Heidelberger Gemeinde gab es nicht nur Zustimmung, sondern auch viel Gegenwind gegen diese Pläne. Wieviel Spendengelder werden uns dann fehlen? Und wer soll die Mitarbeiter ersetzen, die dann nicht mehr in Heidelberg aktiv sind? Nach und nach zeichnete sich Bad Schönborn als Standort für die erste Tochtergemeinde ab. Wir wollten uns von der Gemeinde in Heidelberg aussenden lassen und nicht einfach verschwinden und etwas Neues anfangen. Das war kein unkomplizierter Prozess, aber es gelang, in der Gemeindeversammlung der FeG Heidelberg die Gründung und Aussendung der FeG in Bad Schönborn zu beschließen – und nach und nach sah man dort neben den Nachteilen auch die vielen Vorteile einer weiteren Gemeinde in Bad Schönborn.
Viele Menschen aus Bad Schönborn fuhren jeden Sonntag nach Heidelberg in den Gottesdienst. Wollte man Freunde in den Gottesdienst mitnehmen, dann ergab sich schnell die Frage: „Warum sollen wir 22 km nach Heidelberg fahren? Gibt es keine Kirche vor Ort?“ Es gab Hausbibelkreise und es gab eine sehr gut besuchte Krabbelgruppe, über die viele gute Kontakte entstanden waren. Wollen wir nicht anfangen, vor Ort einen Gottesdienst anzubieten und eine Gemeinde zu gründen? Wer würde mitmachen? Wie macht man das überhaupt? Wo soll der Gottesdienst stattfinden? Pastor Fritz Weidemann, der schon die FeG in Heidelberg gegründet hatte, lud in das Wohnzimmer einer Familie in Bad Schönborn ein und stellte uns die Frage: „Wollen wir es wagen? Seid ihr dabei?“ Dieses Treffen ganz unterschiedlicher Menschen, die sich gemeinsam auf den Weg machten, mit Fritz Weidemann als „Halbtags-Pastor“ die Gemeindegründung in Angriff zu nehmen, war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Gründung. Damals hat Fritz Weidemann einen „Traum von Gemeinde“ formuliert, der auch heute noch nach über 25 Jahren nichts von seiner Gültigkeit und Aktualität verloren hat. Darin heißt es: „Wir haben einen Traum, dass wir herzlich und authentisch sind, noch offener werden für andere, egal ob schwarz oder weiß, Stammbaum oder Strafregister, arbeitslos oder gestresst, allein(-erziehend) oder verheiratet, so dass Menschen angezogen werden und kommen, um bei uns Geborgenheit, Kraft für den Alltag und vor allem neues Leben in Christus zu finden.“ Und so ist es gekommen. Viele haben die Gemeinde als einen Raum erfahren, in dem sie willkommen sind. Viele Kinder und Jugendliche sind hier miteinander groß geworden. Einige haben inzwischen selber wieder Kinder in dem Alter, in dem sie damals durch die Gemeinde getobt sind.
Gute Kontakte im Ort und insbesondere zu den anderen Kirchen und zur politischen Gemeinde ist eine weitere Wurzel, die ihre Tragfähigkeit immer wieder erwiesen hat. Die katholische Kirche stellte uns großzügig Räume für den beginnenden Kindergottesdienst zur Verfügung, im Sängerheim der Konkordia konnten wir sonntags Gottesdienst feiern. Bürgermeister Müller, der Gemeinderat und die Kirchengemeinden vor Ort waren uns wohlgesonnen und durch viele gute Kontakte vor Ort war die beginnende „FeG Bad Schönborn“ im Ort nicht kritisch als Konkurrenz oder gar als „Sekte“ verrufen, sondern mit Neugier und Wohlwollen begleitet und beobachtet. „Was soll eine neue Kirchengemeinde in Bad Schönborn tun?“, fragten wir den Bürgermeister. Und nachdem er etwas erstaunt über die Frage nachgedacht hatte, sagte er uns: „Kümmert euch um die Jugendlichen. Bietet Platz für die, die hier gut und sicher aufwachsen sollen!“ So kam es, dass nach Pastor Volker Nieland mit Stefan Fetzner ein Jugendpastor als zweiter Pastor berufen wurde und die FeG immer wieder – und bis heute – Anlaufstelle für junge Familien geworden ist und immer wieder wird.
Ist der Traum von Gemeinde nun ausgeträumt nach 25 Jahren? Sind wir etabliert und betreiben Bestandssicherung? Immerhin sind diejenigen, die das Abenteuer Gemeindegründung vor über 25 Jahren begonnen haben, nun auch über 25 Jahre älter und gehen dem Rentenalter entgegen. Darum ist es wichtig, dass der Satz „Das haben wir immer so gemacht!“ ein gutes Argument ist, es nun eben anders und besser zu machen. Jetzt ist die nächste Generation dran, die Verantwortung für die nächsten 25 Jahre zu übernehmen. „Wir haben einen Traum, dass wir als Gemeinde in geeigneten Strukturen leben, es riskieren, neue Wege zu beschreiten, wo die alten weiteres Wachstum behindern, und uns dabei nur am Wort Gottes und am Wohl des Nächsten orientieren.“ Das gilt heute und morgen so, wie es damals gegolten hat. (MV)