Vorgestellt

Wolfgang Bischoff

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Hi Wolfi. Danke, dass ich dir ein paar Fragen stellen darf. Wie alt bist du und wie lange wohnst du schon in Bad Schönborn?

Als mein Sohn Micha neulich seinen 33. Geburtstag feierte, stellte ich fest, dass ich im Moment genau doppelt so alt bin. Nach Bad Schönborn kam ich, als unsere erste Tochter geboren wurde. Das war 1983, also im letzten Jahrtausend. Geboren und aufgewachsen bin ich in Bruchsal. Ich war allerdings mehr auf Achse als zuhause.

Wie hast du deine Frau Elli kennen und lieben gelernt?

Im Gymnasium kämpfte ich von Anfang an mit der Versetzung, da Latein mir regelmäßig bestenfalls eine 5 bescherte. Einmal habe ich den Kampf verloren und dadurch kam ich in eine neue Klasse. Wäre das nicht passiert, hätte ich Elli nicht kennengelernt. Sie fiel mir gleich auf, da sie sich sehr unkonventionell kleidete. Sie kam manchmal in einem langen lila Kleid, das mehr an eine Abendgarderobe fürs Theater erinnerte.

Ich wollte dieses attraktive Mädchen unbedingt zur Freundin und so habe ich sie zu einer Party eingeladen. Da hat’s dann gefunkt. Damals waren wir 17. Ab da war ich mehr in Kronau zu finden. Da Ellis Vater verstarb, als sie 10 Jahre alt war, gab es hier viel mehr Freiraum für uns. Ellis Mutter musste arbeiten und der Haushalt war daher nicht so geregelt wie bei uns. Wir konnten mit ihren beiden Schwestern kochen und backen, wie es uns gefiel.

Nach dem Abitur fuhren wir zuerst einmal (zu) lang in Urlaub. Als wir am Ende der Ferien zurückkamen, begann ich, mir eine Optikerlehrstelle zu suchen. Ich dachte, dann können wir ja gemeinsam weiter auf die Berufsschule. Elli hatte ja schon einen Platz im Geschäft ihrer Mutti.

Mit meinem schicken Tanzstundenanzug stellte ich mich bei allen Optikern im Landkreis vor und bekam tatsächlich mit leichter Verspätung eine Stelle in Wiesloch. Da ich nur ein Motorrad besaß, waren die 25 Kilometer vor allem im Winter sehr kalt. Manchmal blieb ich über Nacht bei Elli in Kronau, wenn ihre Mutti nicht drauf achtete.

Wie ging es dann weiter?

Nach der Ausbildung machten wir von unserem gesparten Gesellenlohn erst mal ausgiebig Urlaub und fuhren mit einem VW-Bus in verschiedenen Etappen ums Mittelmeer - bis das Geld knapp wurde. In dieser Zeit kamen wir in Kontakt mit den Grünen und begannen, uns für Umweltthemen zu interessieren. Wir gaben das Auto her und radelten nur noch. Es gab nur noch Vollkorn und Zucker war nicht mehr in unserer Ernährungsliste. In diese Zeit kam vor allem bei Elli auch der Wunsch auf, zu heiraten. Ich war da vom Elternhaus her eher skeptisch und hatte mehr Bedenken.

Doch im April 1982 taten wir diesen Schritt, den ich wirklich bis heute für absolut richtig halte -bei aller unserer Unterschiedlichkeit. Die Hochzeitsreise ging mit dem Tandem nach Österreich zu meiner Schwester.

Jetzt las ich viele Bücher über alternatives Leben und alternatives Bauen. So kam der Wunsch auf, Architektur zu studieren. Nach einem Semester wurde Elli schwanger und uns wurde klar, dass nun andere Prioritäten wichtig sind. Ich gab mein Studium auf und sprang für Elli ein, als sie nicht mehr arbeiten konnte. In dieser Zeit lernten wir Christen kennen, die uns halfen, mit Jesus eine neue Lebensmitte zu finden. Wir lernten christliche Gemeinschaft kennen, ließen uns taufen, sangen im Chor mit und teilten das Leben mit anderen Christen. Unsere Kinderschar wuchs und so machten wir in der Gemeinde Kinderstunden, Jungschar und halfen gerne mit.

"Brillen Bischoff" kennen die meisten in Bad Schönborn. Wie hat das angefangen mit dem Geschäft?

Berufsbegleitend machte ich die Meisterausbildung im Augenoptikerhandwerk. Irgendwann war es auch dran, den Betrieb meiner Schwiegermutter zu verlassen. Ich arbeitete als Meister für fünf Jahre in Bruchsal, bis sich die Möglichkeit ergab, mich in Bad Schönborn selbständig zu machen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon fünf Kinder. Das sechste war unterwegs.

Dass der Sprung in die Selbständigkeit so reibungslos funktioniert hat, ist für mich wirklich ein Wunder Gottes.

Wie schafft man es, sechs Kinder groß zu ziehen? Was war im Rückblick besonders hilfreich?

Wirklich hilfreich war in all den Jahren, als die Kinder kleiner waren, der Umstand, dass meine Schwiegermutter uns jeden Mittwochnachmittag die Kinder abnahm und wir einen freien Mittag hatten. Später, als einige in Bruchsal ins Schönborngymnasium gingen, konnten sie bei meinen Eltern essen oder auch mal übernachten.

Wir waren allein durch unser Umfeld eine privilegierte Großfamilie. Auch wenn wir teilweise auf Flohmärkten unsere Weihnachtsgeschenke und Kleider kauften. Alle Kinder hatten Musikunterricht und lernten ein Instrument. Wir wohnen in einer Sackgasse, die zur Spielstraße für die Kinder wurde.

Nun seid ihr schon Oma und Opa. Wie fühlt sich das an?

Mittlerweile sind wir schon vier Mal Opa und Oma geworden! Unser Haus ist immer noch häufig Treffpunkt für unsere erweiterte Großfamilie. Nachdem unsere Kinder flügge wurden, teilten wir unsere Wohnung und so leben wir nur noch im unteren Stockwerk. Über uns trampelt der jüngste Enkel mit seinen Eltern. Ich fand schon immer Mehrgenerationswohnen erstrebenswert.

Wir leben aktuell auf unserem Grundstück mit dreien von unseren Kindern. Zwei davon im Vorderhaus. Ich finde, es hat sehr viele Vorteile, wenn Familie sich gegenseitig helfen kann. Wir babysitten häufig. Dafür können wir mal ein paar Tage hundefrei weg.

Wie sieht denn dein beruflicher Alltag aus?

Im Geschäft hat es sich ergeben, dass mein Sohn, nachdem er schon sehr lange mitgearbeitet hat, jetzt mein Chef ist. Das kam so: Unser Vermieter wollte das Geschäftshaus verkaufen und ich dachte zuerst daran, es zu kaufen. Aber in meinem Alter nochmal viele Schulden zu machen, ist nicht sehr sinnvoll.

Mein Sohn wagte den Schritt und ich bin sehr froh über darüber. Auch was die Innovationen angeht, ist es besser, jüngere Menschen mit frischen Ideen zu haben. Ich hätte einfach nur weitergemacht wie bisher, aber da sich die Zeiten ändern, braucht es immer wieder Menschen, die näher dran sind an den Veränderungen.

Obwohl ich einen Rentnerausweis habe, arbeite ich noch gerne mit und das Geschäft macht mir viel Freude. Meine Arbeit beinhaltet auch immer Begegnung mit Menschen.

Du bist aktiv in der FeG? Was machst du da?

Ich stehe gerne in der FeG an der Tür, begrüße die Menschen oder schaue nach dem Gottesdienst, wo jemand noch alleine herumsteht.

Genauso gern mache ich mit bei den Glaubensgrundkursen und versuche Brücken zu schlagen zum Vertrauen auf Jesus. Auch im Hauskreis bei Engelhards bin ich gern dabei. Und ich mähe das Außengelände der FeG mit dem Rasenmäher.

Du hast seit einiger Zeit in der Politik Verantwortung übernommen im Gemeinderat. Wie ergeht es dir da? Was ist die eine Sache, die du dir für uns in Bad Schönborn wünschst?

Durch Rudi Köpp habe ich mich auf die Liste für die Gemeinderatswahl setzen lassen. Das ist nochmal eine neue Herausforderung für mich, zumal in Zeiten, in denen für die Kommunen das Geld sehr knapp wird. Ich schaue jetzt mit viel mehr Interesse auf ganz viele Projekte in Bad Schönborn. Es gibt für mich als Christ da auch viel, wofür ich beten kann. Ich finde, wir haben unter den 22 Gemeinderatsmitgliedern richtig gute, kompetente Leute. Das Hauptproblem besteht darin, uns zu einer gemeinsamen Stoßrichtung aufzumachen, obwohl jeder gute Argumente für seine Sicht der Dinge hat. Dadurch gab es in der Vergangenheit sehr mühevolle, langwierige Diskussionen, die zum Beispiel in der Frage nach einem Kindergartenneubau durch diese Verzögerung die Kosten stark erhöht haben. Da wünsche ich mir mehr die Haltung, dass niemand zu wichtig nimmt, sondern auch Anträge aus anderen Fraktionen genauso unvoreingenommen stehen lassen kann und in aller Ruhe drüber nachdenkt.

Im Gemeinderat geht es erstmal nicht um mich und meine Lieblingsidee, sondern es geht darum, die beste Lösung für unseren Ort zu suchen. Großen Respekt verdienen meiner Meinung nach auch die fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus. Es gibt einige Ressorts, die an der Belastungsgrenze arbeiten. Auch das war mir vorher unbekannt.

Danke für dieses interessante Gespräch. Wenn du auf dein bisheriges Leben zurückschaust, was denkst du da?

Wenn ich mein ganzes Leben in aller Fülle anschaue, dann bin ich von Herzen dankbar für Gottes Leitung und Führung über mein Verstehen hinaus.